Der «längste Tag»

    Am 30. November herrscht(e) bei den Krankenkassen mal wieder «Highnoon»

    Die Prognose zum Anstieg der Krankenkassenprämien 2018 kann einem in der Vorweihnachtszeit schon mal die Stimmung verderben. Insbesondere dann, wenn man in den Kantonen lebt, in welchen eh schon die Krankenkassen-Prämien sehr hoch sind. Zum Beispiel in Baselland und in Basel-Stadt. Es wird auch heuer wieder auf den 30. November mit einer Welle von Kündigungsbegehren auf die Krankenkassen gerechnet.

    (Bild: Fotolia) Bei Personen ab 26 Jahren muss man mit einer durchschnittlichen Erhöhung von 4,9 Prozent (BL) und 4,3 Prozent (BS) rechnen, bei 19-25jährigen mit 5,5 (BL) und in Basel Stadt mit 5,1 Prozent und bei Kindern und Jugendlichen in Baselland und Basel-Stadt mit 4,7 Prozent.

    Die Krankenkassenprämien für Erwachsene steigen 2018 um durchschnittlich 4,0 Prozent. Das ist harter Tobak. Noch stärker – und zwar bis zu fünf Prozent – ist der Anstieg bei den Prämien für Kinder und junge Erwachsene. Die durchschnittliche Erhöhung von 4,0 Prozent gilt für die Standardprämie (obligatorische Krankenpflegeversicherung einer erwachsenen Person mit 300 Franken Franchise und Unfalldeckung). Der Prämienanstieg betrug im Durchschnitt die letzten zehn Jahre 3,7 Prozent.

    Seit der Einführung des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG) im Jahr 1996 musste durchschnittlich jedes Jahr ein Anstieg 4,6 Prozent in Kauf genommen werden. Für das laufende Jahr verteuerten sich die Prämien um 4,5 Prozent. Die stärkere Erhöhung der Kinderprämien ist eine Folge davon, dass die Prämien in den letzten Jahren die Kosten nicht mehr zu decken vermochten. Junge Erwachsene im Alter zwischen 19 und 25 Jahren müssen 2018 mit einer durchschnittlich um 4,4 Prozent höheren Prämie rechnen. Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) macht aus ihrem Ärger über den erneuten Prämienanstieg keinen Hehl – und macht das Bundesamt für Gesundheit (BAG) verantwortlich. Das BAG komme seinen Aufgaben nur bedingt nach und treibe die Kostensenkungen nicht voran. Handlungsbedarf sieht die SKS vor allem bei den Medikamentenpreisen, den Arztrechnungen und den medizinischen Hilfsmitteln. Ausserdem sei das BAG gefordert, der medizinischen Überversorgung einen Riegel zu schieben.

    Und somit fängt bei vielen Familien aber auch bei Einzelpersonen das grosse Rechnen an. Wo bekomme ich das beste Preis-/Leistungsverhältnis?  Bei welcher Kasse ist der Aufschlag weniger hoch? Reicht es noch bis 30. November, dem traditionellen Stichtag zur Einreichung des Krankenkassenwechsel-Begehrens? Für die Mitarbeitenden der Krankenkassen ist der 30. November als letzter Stichtag gleichbedeutend mit viel Stress und Arbeit.

    Die Beiden Basel mit hohen effektiven Gesundheitskosten
    In den Kantonen Baselland und Basel-Stadt, in welchen man eh schon im Vergleich mit der Restschweiz sehr hohe Prämien zahlt, wird die nächste Krankenkassen-Prämienrunde keine Freude aufkommen lassen. Immerhin ist man diesmal nicht so stark betroffen von der Prämienerhöhung wie die Kantone in der Romandie. Dennoch: Bei Personen ab 26 Jahren muss man mit einer durchschnittlichen Erhöhung von 4,9 Prozent (BL) und 4,3 Prozent (BS) rechnen, bei 19-25jährigen mit 5,5 (BL) und in Basel Stadt mit 5,1 Prozent (zum Vergleich: Im Kanton Bern sind es 3,6, im Aaargau sogar nur 3,5 und in Appenzell Innerrhoden gerade mal nur 2,3 Prozent) und bei Kindern und Jugendlichen in Baselland und Basel-Stadt mit 4,7 Prozent. Das sind Werte, die beide Kantone in die Spitzengruppe der Prämienanstieg-Belasteten katapultieren. Wenigstens in der Gruppe der unter 18jährigen sind da einige andere Kantone noch gebeutelter (Bern, Tessin, Wallis, Waadt, Jura, Genf,  Neuenburg).

    Die höheren Kosten in der Romandie und einigen Kantonen wie die Beiden Basel werden durch die Ökonomen folgenderweise erklärt: Einerseits sei das reichliche Angebot an ambulanter und stationärer Versorgung im Stadtkanton ein nicht unerheblicher Faktor. Auch das «vergleichsweise hohe Einkommen» der Basler spiele da in der Festsetzung der Beiträge eine Rolle. Einige Spezialisten liessen sich in der Presse auch mit folgender Schlussfolgerung zitieren:  Die Krankenkassenprämien würden jährlich aufgrund der effektiven Gesundheitskosten in den jeweiligen Kantonen berechnet. Das hiesse, die Basler und Baselbieter nahmen in den letzten Jahren im Schnitt öfter als andere ärztliche Hilfe in Anspruch. Dies schlage sich im Kostenmonitoring des Bundesamts für Gesundheit (BAG) nieder.

    Wachstumsrate des Gesundheitswesens höher als jene für Wohnbevölkerung
    Der Gesundheitszustand beeinflusst die Lebensqualität der Menschen und ist ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes. Die Aufgabe des Gesundheitswesens ist es, kranke oder verunfallte Menschen soweit als möglich zu heilen und zur Erhaltung der Gesundheit der Bevölkerung beizutragen. Ein Indikator zeigt, wie viel Geld im Gesundheitswesen pro Einwohnerin und Einwohner pro Monat ausgegeben wird. Die Ausgaben stehen dabei in direkter Konkurrenz zur Deckung anderer Grundbedürfnisse. Die Kosten werden zum grossen Teil von den obligatorischen Krankenversicherungen, den privaten Haushalten (zusätzlich zu den Krankenkassenprämien) und den Kantonen getragen. Die Gesundheitsausgaben werden in Franken pro Kopf und pro Monat ausgewiesen. Für jede Einwohnerin und jeden Einwohner wird im Schnitt eine bestimmte Summe vom Kanton ausgegeben. Ein Teil der monatlichen Ausgaben werden von der obligatorischen Krankenversicherung, ein weiterer von den privaten Haushalten und ein Teil wird vom Staat (Prävention, Verwaltung, Subventionen, Ergänzungsleistungen der AHV und IV sowie kantonal geregelte Alters- und Pflegehilfe) finanziert. Der Rest wird von weiteren Versicherungen (Zusatzversicherungen, AHV, IV, Unfallversicherung und so weiter) und privatrechtlichen Stiftungen getragen. Die privaten Haushalte zahlen zusätzlich zu den Versicherungsprämien vor allem für Pflegeheime, Zahnarztleistungen und für ambulante und stationäre Kostenbeteiligungen im Rahmen der Krankenversicherung (Quelle: BAG). Angesichts dessen, dass die Wachstumsrate der Gesamtkosten des Gesundheitswesens höher war als jene für die ständige Wohnbevölkerung ist es nachvollziehbar, warum nun diese extremen Prämienerhöhungen folgen.

    Div- Quellen, Bearbeitung: JoW

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