«Die Menschen denken immer nachhaltiger und handeln bewusster…»

    Nutzung von Erdgas/Biogas in der Region auf dem Vormarsch

    Erdgas ist in der Schweiz klar im Vormarsch. In der Schweiz, aber auch in der Region ist der Trend zur Hybrid-, E- und Erdgas/Biogas-Mobilität klar ersichtlich. Auffällig: Immer beliebter wird Biogas, wie Kurt Schmidlin vom Gasverbund Mittelland mit Sitz in Arlesheim bestätigt.

    (Bild: JoW) Kurt Schmidlin: «Wir wollen unseren Teil zur generellen Mobilität und Autonomie für jene Leute beitragen, die sich für Erdgas/Biogas als Antriebssystem entschieden haben.»

    Kurt Schmidlin ist nahe am Puls wenn es um jegliche Trends im Bereich von Erdgas und Biogas geht. Seine Beobachtungen der letzten Monate sind erstaunlich. So besteht aktuell in der Schweiz und speziell auch in der Region eine starke Nachfrage nach einheimischem Biogas. «Die Nachfrage ist grösser als das heimische Angebot. Viele Tankstellen beispielsweise werden sukzessive so umgerüstet, dass sie einen grösseren Anteil an Biogas liefern können als die rund 20 Prozent, die in der Regel im Erdgas vorhanden sind. In der Region – genau gesagt in Gelterkinden – steht übrigens eine der modernsten Anlagen mit verschiedenen Betankungsoptionen bezüglich der Biogas-Menge», sagt der Fachmann. «Wenn ich sehe, wie monatlich der Verbrauch besonders im Wärmemarkt um mehrere Gigawattstunden steigt, gibt es nur ein Fazit: Die Leute wollen mehr Erdgas und Biogas nutzen und handeln immer mehr nach dem Nachhaltigkeitsprinzip.»

    Anteil erneuerbarer Gase bald 30 Prozent?
    Die wachsende Popularität von Erdgas und Biogas bei den Verkehrsteilnehmenden ist ein interessanter Trend. Im Jahr 2016 wurde jedoch in der Schweiz generell 18 Prozent mehr einheimisches Biogas ins Gasnetz eingespeist. Biogas gewinnt immer mehr an Bedeutung bei Menschen, die nach dem Nachhaltigkeitsprinzip agieren. Also auch bei bewusst lebenden Autofahrerinnen und -fahrer. Biogas verfügt in jeder Hinsicht über die gleichen Vorteile wie Erdgas: hoher Anwendungskomfort, wartungsarme und rückstandsfreie Verbrennung. Mit einem Anteil von über 13 Prozent am Endenergieverbrauch ist Erdgas in der Schweiz der drittwichtigste Energieträger. Zielsetzung der Branche ist, dem Erdgas generell auch mehr erneuerbares Gas beizumischen und mit dem stetig sinkenden fossilen Kohlenstoffgehalt des verteilten Gases noch stärker zur Reduktion der klimarelevanten CO2-Emissionen beizutragen. Die Schweizer Gaswirtschaft will den Anteil der erneuerbaren Gase im Wärmemarkt bis 2030 auf 30 Prozent steigern. Dazu muss jedoch die Politik einen Beitrag leisten und geeignete Rahmenbedingungen schaffen wie die umfassende Anerkennung von Biogas als erneuerbare Energie im Wärmebereich und eine Teilzweckbindung der CO2-Abgaben zugunsten von Biogas. Viele mögen nun sagen, dass Erdgas zwar ein fossiler Treibstoff sei, aber er enthält in der Regel bis zu 20 Prozent aus Abfällen produziertes, also erneuerbares Gas (klimaneutrales Biogas). Mit Bio-/Erdgas angetriebene Fahrzeuge emittieren nicht nur markant weniger CO2, sondern generell weniger umwelt- und gesundheitsbelastende Schadstoffe als Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotoren.

    Dichtes Tankstellennetz und eine interessante Alternative
    Der Trend zum Biogas ist auch an den Tankstellen erkennbar. Diese befinden sich logistisch-strategisch jeweils an guten Standorten. Und: Immer mehr sind drei Varianten des Erdgas/Biogas-Tankens möglich. So wie beispielsweise seit einigen Monaten in Gelterkinden bei der Landi/Agrola. Die Alternativen heissen:  Erdgas-/Biogas –Nutzerinnen und –Nutzer können nach wie vor die traditionelle  Mischung aus Erdgas/Biogas (mit 20 Prozent Biogas) tanken. Nun aber, hat man auch die Wahl zwischen einem 50/50 – Erdgas/Biogas Mix oder 100 Prozent Biogas. Der Vorteil: Es steht nun jeder Person frei, den CO2 Anteil selbst zu bestimmen, da Biogas aus Bioabfällen CO2-neutral ist. Im Normalfall besteht das Angebot aus einem zehn bis 22 Prozent-Anteil an Biogas im Erdgas-Gemisch an den Tankstellen. Kurt Schmidlin: «Eine ansprechende Versorgungssicherheit ist den Leuten genau so wichtig wie das gute Gefühl, sich nachhaltig und umweltbewusst im Verkehr zu bewegen. Wir tragen mit den neuen Tankstellen und der Möglichkeit der Wahl des Biogas-Anteils auch einen Teil bei zur generellen Mobilität und Autonomie für jene Leute bei, die sich für Erdgas/Biogas als Antriebssystem entschieden haben. Das sind eben auch zumeist Leute, die nach dem Nachhaltigkeitsprinzip leben. Und diese wissen eine solche Alternative zu schätzen.»

    Starker Zuwachs an Erdgas/Biogas-Fahrzeugen
    Immer mehr Garagisten bieten nun auch Erdgas-Fahrzeuge an und forcieren das Angebot an Probefahrten. Fahrzeughersteller im Nutzfahrzeugbereich wie MAN, Mercedes-Benz, Renault, Scania, Volvo, im PW-Bereich Fiat, Opel, Skoda, Seat, Audi und VW stellen serienmässig erdgasbetriebene Fahrzeuge her. Dank neuen, attraktiven Modellen ist die Auswahl nunmehr auch weniger begrenzt als in früheren Zeiten. Zudem sind auch  steuerliche Vorteile nutzbar. Solche Alternativen, das dichte Tankstellennetz und die attraktive Fahrzeug-Palette vieler Hersteller befeuern demnach den Trend zum Erdgas-Auto noch zusätzlich. Die Zahlen sprechen für sich: In der Schweiz waren 2016 total 12’912 (das sind vier Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr) Fahrzeuge in Betrieb, die mit Bio-/Erdgas umweltschonend angetrieben werden. Die Zahl der Neuzulassungen belief sich auf 1111 Fahrzeuge. Der durchschnittliche Biogas-Anteil im Treibstoff lag 2016 bei 22,4 Prozent.

    Erdgas-Autos am umweltfreundlichsten?
    Ausserdem: Der VCS hat auch 2017 eine Liste der umweltfreundlichsten Autos publiziert. Auffällig ist: von den 12 Erstplatzierten findet man acht (!) Fahrzeuge, die mit Erdgas angetrieben werden. Da stellt sich schnell die Frage, warum nicht die Elektroautos als CO2-neutral betriebene Fahrzeuge ebenso gut abschneiden. Die Fachleute verweisen in diesem Zusammenhang auf die Tatsache, dass es beim Elektroauto sehr darauf ankäme, welchen Strom Sie tanken. Ausschlaggebend sei, dass es erneuerbar produzierter Strom ist. Und dies ist eben nicht immer der Fall. Drei Erdgas-Autos stachen bei der Auswertung hervor: Der VW eco up!, der Skoda Citigo und der Seat Mii. Auch die Gasversionen des Audi A3 und des VW Golf. Es zeigt sich, wie vielfältig auch die Erdgas-Fahrzeugpalette mittlerweile ist.

    JoW


    Mehr Kommunalfahrzeuge
    Nicht nur bei Personenautos wird der Erdgas/Biogas-Antrieb immer populärer. Auch in der Logistik und bei den Städten und Gemeinden der Region und in der gesamten Schweiz wird der Einsatz der neuen Euro-6-Erdgasmotore gefördert. Viele Kommunalfahrzeuge sind aktuell mit Erdgas/Biogas unterwegs. Die Ingenieure bauen jeweils  ein Aggregat, der die Leistungsfähigkeit und das Handling eines Dieselmotors hat. Dies sichert einen breiteren Einsatzbereich und die Leistung kann sich ebenfalls sehen lassen: Beim Scania P340 LB 6×2*4 CNG zum Beispiel beläuft sich diese auf 250 kW (340 PS) mit einem verfügbaren Drehmoment von 1‘600 Nm bei 1‘100 bis 1‘350 U/min. So kann man mit einem leistungsgleichen Dieselmotor mithalten. Das erfreut natürlich auch Kurt Schmidlin vom Gasverbund Mittelland: «Natürlich freut uns die wachsende Popularität von Erdgas und Biogas bei den Verkehrsteilnehmenden. Aber genau so wichtig ist der Trend zu diesem Antriebssystem auch im Gewerbe und in den Kommunen, die mit gutem Beispiel voran gehen und die Synergien mit den Erdgas-Nutz- und Kommunalfahrzeugen zu nutzen wissen.»

    Vorheriger ArtikelLichtverschmutzung bedroht die Bestäubung
    Nächster Artikel«Kein Pardon» am Deutschen Zoll