Die nächste «Goldene Generation» trotzt Covid-19

    Junge Berufsleute wehren sich gegen
    die Corona-Auswirkungen –
    das ist auch an den Swiss Skills zu beobachten

    Das Schreckgespenst «Jugendarbeitslosigkeit» macht sich in der Schweiz neuerdings breit. Die Covid-19 Pandemie war einer der Treiber für diese Entwicklung. Nach wie vor aber, kann und darf man nicht von einer unmittelbaren Tendenz ausgehen, auch wenn man schon jetzt Gegensteuer geben muss. Das geschieht unter anderem auch durch eine Stärkung der Berufsbildung.

    (Bild: © Philipp Zinniker) Gerade jetzt sehr wichtig: Junge Berufsleute müssen mehr denn je im dualen Bildungssystem den Anforderungen der Zukunft genügen. An den Swiss Skills zeigen sie ihre Fähigkeiten.

    Regelmässig räumen die Schweizerinnen und Schweizer (unter ihnen auch Teilnehmende aus der Grossregion Basel/Baselland) an den World Skills – den offiziellen «Berufs-Weltmeisterschaften» – eine grosse Anzahl Medaillen ab. Für alle Berufstalente ist es ein Traum, in der «Berufs-Nati» dabei zu sein. Der Weg führt über die «SwissSkills», wo auch heuer die Schweizer Meistertitel in Bern vergeben wurden und wo man sich für die nächste Berufs-WM qualifizieren konnte. Natürlich fand der jährliche Grossanlass «SwissSkills»aus bekannten Gründen dieses Jahr unter ganz anderen Voraussetzungen statt. Die Interaktionen und Events, die jeweils Tausende in die Veranstaltungshallen lockten, fielen aus.

    Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die «SwissSkills» ein nationaler Anlass sind, der den Wert der Schweizer Berufslehre herausstreicht. Dies erkennt man auch an der bundesrätlichen Unterstützung. Die Bildungsminister promoten den Anlass aktiv und übernehmen jeweils das Patronat einiger Regionen und Teams. Mit SwissSkills verfüge die Berufslehre über ein grossartiges Schaufenster, sagte beispielsweise schon 2018 und 2019 Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Es sei eine weitere ausgezeichnete Plattform, um die Qualität und die Möglichkeiten unseres dualen Berufsbildungssystems zu demonstrieren. Man freue sich, dass sich anhand der SwissSkills zeigen lasse, wie gut Privatwirtschaft und öffentliche Hand in der Berufsbildung zusammenarbeiten.

    Darum sind Schweizer Berufsleute Weltklasse
    Das duale Berufsbildungssystem in unserem Land ist einzigartig. Junge Schweizer Berufsleute stellen das an Meisterschaften immer wieder unter Beweis. Das duale Bildungssystem ist ein echtes Erfolgsmodell: Dank der Kombination der Ausbildungen über den akademischen Weg und die Berufslehre haben auch junge Berufsleute mit durchschnittlichen oder schlechten schulischen Leistungen die Chance, Erfolg zu haben und an internationalen Berufsmeisterschaften Preise zu gewinnen. Dies bestätigt auch die neue Studie «Die Top 200 des beruflichen Nachwuchses» der Erziehungswissenschafterin Prof. Dr. Magrit Stamm. Ihr Fazit: Eine hohe Qualität der Berufsbildung stärkt die Schweizer Innovationskraft. Das duale Bildungssystem der Schweiz ergänzt zudem eine international hoch angesehene akademische Ausbildung mit der direkten, praxisorientierten Berufslehre. Eine sehr wichtige Rolle nehmen da die Höheren Fachschulen ein wie beispielsweise die TEKO Basel und viele andere.

    Die Berufsausbildungen dauern jeweils drei bis vier Jahre und orientieren sich an tatsächlich nachgefragten beruflichen Qualifikationen und an den zur Verfügung stehenden Arbeitsplätzen. Gemeinsam sorgen die Hochschulstudiengänge und die Berufslehren für eine ideale Mischung aus Theorie und Praxis. Die hohe Qualität der Berufsbildung ist eine zentrale Stütze der Innovationskraft und Leistungsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft, die ihrerseits interessante Stellen und gute Entwicklungsmöglichkeiten für motivierte und qualifizierte Fach- und Führungskräfte bietet. Das Schweizer Bildungssystem geniesst weltweit einen ausgezeichneten Ruf. Im Global Competitiveness Report des World Economic Forums rangiert das Schweizer Ausbildungssystem im weltweiten Vergleich seit Jahren auf Platz 1 (Quellen: Switzerland Global Enterprise).

    JoW, DaC


    Die Region vertreten

    Wir haben mit drei Teilnehmenden gesprochen, die stolz die Region Nordwestschweiz an den SwissSkills 2020 vertreten.

    (Bild: zVg) Adrian Matthys

    Adrian Matthys (20) aus Möhlin: «Im August 2020 habe ich die Lehre zum Automatiker EFZ und die Berufsmaturitätsschule im Rang (Schnitt 5.3) abgeschlossen. Ich wohne zurzeit noch bei meinen Eltern und meinem älteren Bruder in Möhlin AG. An den «SwissSkills 2020» werde ich als Automatiker*in EFZ teilnehmen. Ich musste ein Motivationsschreiben, Zeugnisse und die Beschreibung einer Projektarbeit einsenden. Danach kam das Selektionsverfahren. An der ersten Selektion mussten wir uns durch einen über 200 Fragen langen Befragungsbogen über unsere Persönlichkeit kämpfen, eine kleine Hardware- und Softwarearbeit an einer elektropneumatischen Mini-Anlage lösen und uns im Gespräch mit den Verantwortlichen Projektleitern vorstellen. Bei der zweiten Stufe löste ich mit Schwerpunkt Software eine zweistündige grosse Software-Aufgabe und man hatte die Möglichkeit mit einer vierten Aufgabe sich für die neue Disziplin Industrie 4.0 zu qualifizieren. Nach dieser Stufe wurden von den Experten sechs Zweierteams gebildet, welche an den Schweizermeisterschaften gegeneinander antreten. Für mich sind die Swiss Skills eine Chance, das Beste aus mir herauszuholen und mich mit dieser Erfahrung beruflich und auch persönlich weiterzuentwickeln. Weiter kann ich durch die Swiss Skills meinen Beruf und meine Firma vertreten und dies vielleicht sogar in einem globalen Kontext. Zusätzlich zeigt eine Teilnahme an einem solchen Wettkampf auch, dass man gewisse Soft- und Hardskills hat, welche einen in der Berufswelt weiterbringen.Sollte ich erfolgreich sein, werde ich mich auf die World Skills vorbereiten. Ich bin in dieser Zeit immer noch bei der Firma der Actemium Schweiz AG angestellt, werde von ihnen unterstützt und nehme an Anlässen und Kursen teil, welche von der Swiss Skills oder auch SwissMEM organisiert werden. Im September 2021 finden dann die World Skills in Shanghai statt, an welchen wir die Schweiz in der Disziplin Mechatronics vertreten. Die Vorbereitungen darauf sind sehr intensiv. Fachlich, persönlich oder auch in Medienkompetenzen werden wir mit Sportpsychologen, Experten und so weiter geschult. Sollte ich nicht gewinnen, werde ich zuerst meinen Zivildienst leisten und danach im Herbst 2021 mein Berufsbegleitendes Elektro- und Informationstechnik Studium an der FHNW in Brugg starten. Mit wichtigen Erfahrungen mehr in meinem ‹Gepäck›.»

    (Bild: zVg) Fabienne Häner

    Fabienne Häner (20) aus Seewen: «Im Jahr 2018 habe ich meine Lehre erfolgreich als Hotelfachfrau abgeschlossen und ich arbeite immer noch im Hotel Adler in Adelboden. Bei mir ist der Weg zum SwissSkills Halbfinale 2020 so abgelaufen: Ich habe mich beworben und wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Am Schluss wurden acht Kandidaten/innen für mein Fachgebiet ausgewählt, um an den Swiss Skills 2020 teilzunehmen. Die Motivation ist vielseitig: Es können sich beruflich neue Türen öffnen und man kann dabei nichts verlieren, sondern nur wieder neue Erfahrungen gewinnen. Ich habe mir zur Vorbereitung zu jedem Modul Notizen gemacht und dies auch praktisch geübt. Zum Beispiel habe ich mir Hilfe von Experten geholt, um die Bodenbeläge zu erkennen. Ich möchte sicher auf meinem Beruf weiterarbeiten und Weiterbildungen absolvieren. Das Wichtigste an der Teilnahme ist, dass man Erfahrungen sammelt.»

    (Bild: zVg) Nikola Matovic

    Nikola Matovic aus Basel: «Wohnhaft bin ich in Basel und im vierten Lehrjahr als Applikationsentwickler bei der Bank UBS. Die ersten drei Lehrjahre pendelte ich nach Zürich/Altstetten. Die Schule ist ebenfalls in Zürich. Ich bin sehr diszipliniert, wenn ich mir etwas in den Kopf setze, entwickle ich viel Ehrgeiz um dieses Ziel zu erreichen. Mittlerweile bin ich im vierten Lehrjahr und arbeite ich am Bankverein in Basel. Ich trainiere Karate und messe mich gerne an anderen. Ich wurde von klein an erzogen immer mein Bestes zu geben und an meine Grenzen zu gehen. Deshalb mache ich bei den SwissSkills mit. Für die Teilnahme muss man sich an den jährlichen Regionalmeisterschaften qualifizieren. An den SwissSkills treten dann die Besten der Besten an, unter anderem ich. Für mich ist es eine weitere Chance mein Know-How unter beweis zu stellen. Mich mit anderen zu messen, aus meinen Fehlern zu lernen, zu reflektieren und diese beim nächsten Mal zu vermeiden. Ich versuche jeden Fehler als Chance zu sehen um aus diesen zu lernen, was ich nicht nur in der Softwareentwicklung mache, sondern auch in meinem Leben. Bei der Vorbereitung zum Wettkampf schaue ich mir die Aufgaben der letzten SwissSkills an und löse diese unter Zeitdruck. Ich dokumentiere, wo ich Probleme habe und suche dann nach einer Lösung wie ich dies Effektiv und Effizient lösen kann.»

    Umfrage: Daniele Ciociola

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