«Klassisches Anlegen erscheint in einem neuen Blickwinkel und digitales Banking wird immer alltäglicher»

    Wir haben in der Corona-Krise viel gelernt: Was wir uns bis vor Kurzem nicht vorstellen konnten, wurde blitzschnell alltäglich. Und was wir für selbstverständlich hielten, wurde auf einmal unmöglich. Ebenso mussten wir erleben, wie die globale Konjunktur eine beispiellose Vollbremsung hinlegte und die Finanzmärkte massiv einbrachen. Der eine oder andere stellt sich nun die Frage: Ist eine Geldanlage das richtige? Gehe ich damit nicht ein zu hohes Risiko ein? Oder sind dies nur temporäre Einbrüche, die man einfach wegstecken muss? Wir haben mit Daniel Rüegger, Regionenleiter Nordwestschweiz der Bank Cler gesprochen und ihm auf den Zahn gefühlt.

    (Bilder: zVg) Daniel Rüegger, Leiter Region Nordwestschweiz der Bank Cler: «Nachhaltiges Anlegen ist im Trend.»

    Hat die Corona-Krise sämtliche Anlagetipps und -strategien über den Haufen geworfen?
    Daniel Rüegger: Nein, denn entscheidend ist nach wie vor, dass die Anlagestrategie zum Profil des Anlegers oder der Anlegerin passt. Dazu gehört auch, dass eine Finanzkrise oder eine Corona-Krise verkraftet werden kann. Eine Anlagestrategie ist immer langfristig ausgelegt. Und das sich Langfristigkeit lohnt, zeigt ein Blick in die Geschichte: Wer seit 1926 zu Beginn eines Jahres in Schweizer Aktien investierte und an den Anlagen über die kommenden zehn Jahre festgehalten hat, hat ausser während der grossen Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1931 nie Geld verloren. In allen anderen Zehnjahres-Perioden haben jeweils die Gewinne die Verluste mehr als wettgemacht.

    Die Bank Cler hat untersucht, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf die eigenen Finanzen hat. Können Sie das Wichtigste für uns zusammenfassen?
    Es wurde weniger Geld ausgegeben und mehr angespart. Am meisten vermisst haben die Schweizer Restaurantbesuche oder das Reisen. Trotz angespartem Geld wird der grosse Nachfrageschub aber eher ausbleiben. Überraschend ist, dass eine breite Unsicherheit und ein grosser Gesprächsbedarf über die eigene finanzielle Situation zu spüren ist, aber nur wenige eine professionelle Finanzberatung in Anspruch nehmen. Schade eigentlich, denn gerade in solchen Situationen kann ein Gespräch mit dem Bankberater sehr hilfreich sein.

    Was genau wollen die Schweizer denn mit dem Geld machen, das sie nicht ausgeben konnten?
    Nur jeder Fünfte hat vor, die zusätzlichen Ersparnisse der letzten Wochen vollumfänglich für Konsumgüter zu nutzen. Die meisten Schweizerinnen und Schweizer haben andere Pläne: Sie wollen ihre finanzielle Zukunft verbessern. Dabei hat die Börse einen schweren Stand: Nur 12 Prozent wollen ihr Geld an den Märkten anlegen. Die Altersvorsorge schneidet mit 15 Prozent ebenfalls nicht gut ab. Mit Abstand am häufigsten genannt, nämlich von 78 Prozent wird das altbekannte Sparen. Das überrascht uns natürlich, denn langfristig schneiden Anlagen immer besser ab.

    Fortschrittlich: Die Bank will ihre Kundschaft mit digitalen Tools und Smartphone-Banking auf verschiedenen Kanälen ansprechen.

    Wenn jemand Geld angelegt hat, was raten Sie in der jetzigen Zeit besonders?
    Das Wichtigste in einer besonderen Situation wie dieser ist es, Ruhe zu bewahren.
    Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Wenn man sein Geld so angelegt hat, dass es dem eigenen Risikoprofil entspricht, dann sollte man daran festhalten. Wer jedoch unsicher ist oder wenn sich aufgrund der aktuellen Situation die Risikobereitschaft geändert hat, dann sollte man unbedingt den Kontakt mit seinem Berater oder seiner Beraterin suchen.

    Gibt es gewisse Anlagegrundsätze, die ein Anleger berücksichtigen sollte?
    Da nehme ich gerne eine Investment-Legende als Paradebeispiel: Warren Buffett. 1941, im zarten Alter von elf Jahren, kaufte er seine ersten Aktien, heute ist er nahezu 70 Milliarden Dollar schwer. Was man vom 89-jährigen Amerikaner lernen kann, sind die beiden wichtigsten Anlagegrundsätze, die er verkörpert wie kein Zweiter: Er investiert nur in Produkte, die er versteht. Und sein Anlagehorizont ist lang, sehr lang. Genauso sollte jeder Anleger auch vorgehen.

    Nachhaltiges Anlegen wird immer mehr zum Trend. Stimmt das?
    Ja, das ist korrekt. Wir haben festgestellt, dass Konsumentinnen und Konsumenten nicht nur beim täglichen Einkauf vermehrt auf Produkte achten, die fair gehandelt werden oder bio-zertifiziert sind. Ihnen ist es auch im Bankgeschäft zunehmend wichtig, wie und wo ihr Geld investiert ist. Anleger wollen ihr Geld in Unternehmen investieren, die gewissenhaft mit Ressourcen umgehen und ihre gesellschaftliche und soziale Verantwortung ernst nehmen. Wir bieten deshalb immer zuerst die nachhaltige Lösung an und der Kunde entscheidet dann, ob er lieber eine konventionelle Anlagestrategie möchte.

    Was unterscheidet nachhaltige Anlagen genau von den konventionellen Anlagen?
    Bei nachhaltigen Anlagen wird die Titelauswahl genau auf ausgewählte Kriterien geprüft. Titel, die in Frage kommen, werden beispielsweise bei der Bank Cler anhand eines 150 Punkte umfassenden Fragenkatalogs nach ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien bewertet. Komplett ausgeschlossen sind Titel aus der Atomkraft-, Waffen-, Gentechnologie- und Tabakindustrie. Die Selektion wird dann durch Spezialisten nach dem Best-in-Class-Ansatz ausgewählt und umgesetzt.

    Ist es nicht so, dass nachhaltige Anlagen weniger Rendite abwerfen?
    Nein, das ist nicht so und wird auch durch zahlreiche Untersuchungen bestätigt. So verdeutlicht der langjährige Vergleich des Standardindexes MSCI World mit seinem nachhaltigen Pendant MSCI World SRI, dass sich die nachhaltige Variante hinsichtlich Wertentwicklung ähnlich gut und zum Teil sogar besser entwickelt hat. Dies zeigt auch unsere Erfahrung. Im Jahr 2019 konnten Anlegerinnen und Anleger mit der Strategie «Nachhaltig Ausgewogen» eine Gesamtrendite von rund 13,7 Prozent erzielen.

    Die Bank Cler will mit digitalen Tools und Smartphone-Banking vor allem ein junges Publikum ansprechen. Geht diese Strategie auf?
    Wir möchten unsere Kunden über verschiedene Kanäle ansprechen. Vertreter der jungen Generation wollen ihre Geldgeschäfte hauptsächlich über das Smartphone abwickeln. Innerhalb von zwei Jahren haben wir auf diesem Weg über 32’000 Kunden gewinnen können, 90 Prozent davon Neukunden etwa zwei Drittel sind unter 35 Jahre alt. Wenn es jedoch um komplexere Bankgeschäfte wie Geldanlagen oder eine Finanzierung geht oder wenn man älter ist, schätzt man den persönlichen Kontakt in der Filiale. Deshalb ist es unsere Strategie, den Kunden verschiedene Möglichkeiten zu bieten und ihnen die Wahl zu lassen.

    Zak wirkt jung und frisch und frech ist aber teurer im Vergleich zu anderen Challenger-Banken Neon oder Revolut. Warum?
    Wir offerieren nicht nur einzelne Dienstleistungen, Zak ist eine komplette Bank mit Kontoführung, Zahlungsverkehr, Mobile Payment, Vorsorgekonto sowie Zak Deals und Zaktionen. Die Basis Option ist in der Schweiz komplett kostenlos, die Zak Plus Option, die für eine kleine monatliche Gebühr zu haben ist, bietet noch mehr Dienstleistungen, inklusive kostenloser Bargeldbezüge weltweit. Hinter Zak steht eine Bank mit über 90jähriger Geschichte. Wir bieten unseren Kunden somit Sicherheit, was Neo-Banken grösstenteils nicht können. Zak-Kunden können jederzeit eine unserer Geschäftsstellen besuchen oder unser Beratungscenter anrufen. Und wenn ein junger Kunde zu einem späteren Zeitpunkt ein komplexeres Geschäft wünscht, wie eine Anlageberatung oder eine Hypothek, dann kennt er die Bank Cler bereits. Wir sehen dies als grossen Vorteil – gerade für das zukünftige Wachstum.

    Was darf man von der Bank Cler in nächster Zeit erwarten?
    In den nächsten Tagen wird man zum Thema Anlegen von uns hören. Wir werden dabei gezielt Kleinanleger ansprechen, aber mehr möchte ich noch nicht verraten. Dann sind wir als digitales Kompetenzzentrum des Konzerns BKB aktiv an der Weiterentwicklung von digitalen Themen. Einerseits betrifft dies unsere App Zak, bei der wir unter anderem das Onboarding, das heisst den Kontoeröffnungsprozess, nochmals stark vereinfachen werden. Und im Verlauf des nächsten Jahres werden wir die Verwahrung und den Handel von Kryptowährungen anbieten.

    Interview: Corinne Remund


    Bank Cler
    Aeschenplatz 3
    4002 Basel

    Öffnungszeiten
    Mo: 09.00 – 16.30 Uhr
    Di: 09.00 – 16.30 Uhr
    Mi: 09.00 – 16.30 Uhr
    Do: 09.00 – 17.30 Uhr
    Fr: 09.00 – 16.30 Uhr


     

    Vorheriger ArtikelCarsharing wieder im Aufwärtstrend
    Nächster ArtikelWettbewerbe trotz Corona, aber in einem neuen Format