Unerschütterlicher Glaube an sich selbst ….

    Aus welchem Holz sind Gründerinnen und Gründer geschnitzt?

    Die Covid-Pandemie hat alle Bereiche des Lebens erfasst. Auch die Startup- und Gründerszene musste mit der Situation umgehen und unter erschwerten Bedingungen die Projekte weiter führen und antreiben. Gleichzeitig aber hat Corona als Katalysator gewirkt für disruptive Ideen, für Innovation und Unternehmergeist. Wie sind Gründer/innen und Startup-Unternehmen aus der Region damit umgegangen? Aus welchem Holz muss man geschnitzt sein, um auch unter erschwerten Bedingungen erfolgreich ein Projekt zum Erfolg oder zur Marktreife zu führen?

    (Bild: zVg) Die Basler Medtech-Firma Resistell mit Dr. Danuta Cichocka schaffte es 2020 unter die besten zehn Startups der Schweiz

    Aus welchem Holz sind Gründerinnen und Gründer geschnitzt? Welche Eigenschaften bringen sie mit, um erfolgreich zu sein? Und welche Rahmenbedingungen müssen stimmen? Die Region Nordwestschweiz/Basel Area ist reich gesegnet mit innovativen Köpfen und interessanten Startups. Jungunternehmen aus der Basel Area belegen beispielsweise beim TOP 100 Swiss Startup Award von Venturelab obere Plätze. Die Medtech-Firma Resistell schaffte es 2020 sogar unter die besten zehn Startups der Schweiz. Was ist also das Erfolgsgeheimnis der Gründerinnen und Gründer der Region? Unsere Umfrage zeigt: Eine gute und innovative Idee zu haben, reicht nicht aus. Es geht in allererster Hinsicht um die Marktfähigkeit eines Projektes. Aber auch die involvierten Personen und deren Hard- und Softskills sowie die Marketingkompetenz spielen eine grosse Rolle.

    Fähigkeit «Out of the Box» zu denken
    Dr. Matthias Schweizer, Inhaber des Beratungsbüros Moncrier, stellt denn auch Charaktereigenschaften wie Leidensfähigkeit, Disziplin und Durchhaltewillen in den Vordergrund. «Erfolgreiche Gründer verfügen über einen unerschütterlichen Glauben an sich selbst und an ihre Ideen, haben nebst dem Sinn fürs Grosse und Ganze auch die Fähigkeit ‹Out of the Box› zu denken und nehmen Ratschläge und Unterstützung von Spezialisten an. Gute Voraussetzungen zur erfolgreichen Gründung eines Start-Ups sind ein mittelfristiger Businessplan, entsprechende Finanzmittel – Familien- und Pensionskassengelder sollten dabei aber ‹save› sein und Kredite nur über eine juristische Person aufgenommen werden – sowie gerechte Partnerverträge mit Mitstreitern und Teilhabern.»

    Es braucht es eine gehörige Portion Resilienz
    Robert Sum von StartUp Baselland, der «Dachmarke» der Standortförderung Baselland für die Koordination aller Förder-Aktivitäten des Kantons Baselland, hebt vor allem den Teamgeist hervor, denn die meisten erfolgreichen Gründungen seien nicht Einzelkämpfer, sondern Teams. Ein erfolgreiches Unternehmen bedarf einer grossen Vielfalt an Fähigkeiten, die verschiedene Mitstreiter zusammenbringen und einer visionären Führung, die diese Fähigkeiten bündelt und in Marktleistungen umsetzt, so Robert Sum. «Meine eigene Erfahrung als Gründer geht auf das Jahr 1997 zurück, als ich mit zwei Studienkollegen die Nanosurf AG gründete, wo jeder seine Stärken ideal einbringen konnte: Die Kernkompetenzen waren aufgeteilt in Forschung, Entwicklung und Verkauf. Mit der Zeit ergänzte man die Kapazitäten mit weiteren Fachleuten. Die wichtigsten Eigenschaften der Führungspersönlichkeiten sind meiner Ansicht nach die Teamfähigkeit, die Passion und eine gewisse Beharrlichkeit. Dazu braucht es eine grosse Portion Resilienz und Phantasie, so dass man in Krisensituationen, die immer wieder auftreten, nachhaltige Lösungen findet und nicht gleich aufgibt.» Folgende Rahmenbedingungen nennt Sum zudem noch: Offene Grenzen für Personen und Waren, gute Kommunikationsmittel, eine funktionierende Infrastruktur und verbindliche Gesetze/Regeln sind schon mal gute Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Geschäften. Ausserdem: «Gute Voraussetzungen sind prinzipiell eine unternehmensfreundliche Gesellschaft, die auch private Investitionen für Jungunternehmen zur Verfügung stellt. Und auch eine dynamische Vernetzung unter arrivierten und neuen Unternehmenden, unterstützt und beschleunigt die unternehmerischen Aktivitäten enorm.» Die typisch liberale Haltung des Schweizer Staates gegenüber Unternehmen, prinzipiell keine Subventionen direkt zu bezahlen, sondern durch Beratungs- und Forschungsleistungen oder Bürgschaften zu fördern, sei im internationalen Vergleich sehr erfolgreich, sagt Sum. Dies zwinge die Unternehmen dazu, den Kunden in den Fokus seiner Tätigkeiten zu setzen und für diesen marktfähige Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.

    Die Marktfähigkeit eines Projektes ist entscheidend
    Das bejaht auch Alexis Weil, Gründer und CEO bei seniors@work, der auch bei der TV-Sendung «Die Höhle der Löwen» einen äusserst erfolgreichen und überzeugenden Auftritt hatte: «Durchhaltevermögen sowie eine intrinsische Motivation sind sicherlich Grundvoraussetzungen, die man als Gründer mitbringen muss. Man sollte logischerweise an die Idee, beziehungsweise an die Mission glauben. Zudem finde ich es von Vorteil, wenn man ein Allrounder ist. Am Anfang hat ein Startup nicht immer grosse finanzielle Möglichkeiten, daher muss jede Person viele Aufgaben ausführen und on the job lernen, sich sehr schnell in neue Themen einlesen und diese verstehen können. Des weiteren ist es wichtig, dass das Team aus verschiedenen Persönlichkeiten besteht, die sich gut ergänzen. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, Entscheide schnell zu treffen, wenn dies angebracht ist und man sich einer Marktsituation anpassen muss. Bezüglich Rahmenbedingungen: In einem Startup ist Offenheit und Agilität sehr wichtig. Man muss offen sein, jeden Tag den Service und das Produkt anzupassen, wenn man neue Feedbacks von den Nutzern erhält. Man sollte ausserdem nicht blind sein und meinen, dass die eigene Meinung und Präferenzen jene des Marktes widerspiegeln. Kundenbedürfnis steht im Fokus. Für ein Startup sind natürlich des weiteren tiefe Fixkosten extrem wichtig, daher sind subventionierte Coworkingspaces und Startup Programme sehr interessant.»

    Andrea Chicca, CEO und Mitgründer von Synendos Therapeutics (entwickelt neuartige Wirkstoffe um psychische Krankheiten zu behandeln) kennt ebenfalls den Weg für eine erfolgreiche und nachhaltige Gründungsgeschichte: «Das perfekte Rezept für Erfolg gibt es aber nicht. Fünf wichtige Zutaten kann man nennen, die helfen, eine Vision zu erreichen: Leidenschaft, Ausdauer, Motivation, Proaktivität und Engagement. Ein Gründer sollte diese Eigenschaften besitzen und in der Lage sein, sie den anderen Teammitgliedern zu vermitteln. Ohne ein solides Team gibt es keinen Erfolg, besonders in der frühen Phase der Unternehmensentwicklung.» Ein weiteres gutes Gründer/innen-Beispiel ist Dr. Danuta Cichocka: «Beharrlichkeit und Vertrauen in die Geschäftsidee sind entscheidend. Es dauert furchtbar lange, ein Startup zu finanzieren, und die Konkurrenz ist extrem hoch. Man muss fest an eine Idee glauben und die Welt davon überzeugen, dass sie ohne die angebotene Lösung nicht leben kann. Es ist sehr schwierig, aber die Belohnung ist hoch.» Dr. Danuta Cichocka hat mit Resistell (entwickelt den schnellsten Antibiotika Resistenztest) ein Unternehmen gegründet, hat das Team ausgebaut, einige Start-Up Preise abgeräumt und einige Millionen Investorengelder gefunden. Sie hat einen Organismus aufgebaut, der etwas entwickelt, andere dafür begeistern und überzeugen konnte, da Geld reinzustecken und irgendwann eine Marktleistung erbringen wird. «Ich denke, dass dies bereits eine erfolgreiche unternehmerische Leistung darstellt», sagt Robert Sum und gibt noch zu bedenken, dass es allerdings auch «Puristen» gibt, die nicht unberechtigterweise sagen, dass wenn ein Unternehmen keine Marktleistung mit zahlenden Kunden erzielt, noch nicht von Erfolg gesprochen werden darf, sondern nur von Hoffnung.

    JoW, Umfrage DaC

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