Viel Glück und weniger Schwein im Neuen Jahr!


    Kolumne von Johannes Jenny


    (Bild: zVg)

    «La pampa es un mar de gramíneas sin belleza turística…» meinte einst der in der Fachwelt weltbekannte, Prof. Dr. Juan P. Lewis von der Universität Rosario. «Die Pampa ist ein Meer von Gräsern ohne touristische Schönheit…». Der vor sieben Jahren verstorbene Pampaspezialist hatte recht: Relativ zu den schönsten Wasserfällen der Welt, im Norden Argentiniens und dem weltweit schönsten und erst noch – entgegen dem aktuellen Trend – wachsenden Gletscher, dem «Perito Moreno» im Süden, ist die Pampa ein touristisches Nichts. Trotzdem hatte der Cambridge Abgänger der 1960er Jahre allen Grund, sein Studienobjekt Pampa zu lieben und wir allen Grund, ihren Verlust zu beklagen. Die Schönheit der Pampa drängt sich allerdings nicht auf. Da ist zunächst die Weite. Die Pampa ist so gross wie der deutsche Sprachraum. Manch ein Auge verliert sich in ihrer haltlosen Endlosigkeit. Doch es gibt auch Liebhaber: Einer von ihnen nannte die Pampa den schönsten Ort der Welt, weil hier keine Berge die Sicht auf die Landschaft versperren. Die Pampa bietet nicht nur den herben Charme der Unendlichkeit, auch ihre Botanik ist einzigartig. Da ist zunächst das Pampagras, welches längst auch helvetische Gärten erobert hat. Und wer es gelb mag, mag auch die Pampa! Die Symphonie in Gelb inszenieren Nachtkerzen-, Malven- und Irisgewächse. Selbst Feigenkakteen – und als vereinzelte Büsche – holzige Schmetterlingsgewächse tragen dazu bei.

    Doch die einstige Vielfalt der Pampa ist leider der Einfalt der Soja gewichen. Nach den USA und Brasilien ist Argentinien seit den 80er Jahren zum drittgrössten Sojaexporteur der Welt geworden. Die wertvollen Eiweisse der Soja bilden die Basis von Kraftfutter für Turbo-Legehennen, Hochleistungsmilchkühe und Spitzensportler. Vor allem geht jedoch jede Menge Soja vor die Säue. Unsere Vorfahren erfanden die Schweinemast zur nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Abfälle. Doch die Verfütterung unserer Abfälle an Schweine ist heute in der Schweiz und in der EU verboten. Unsere kollektive Angst vor Ungesundem, bzw. das Wirrwarr von Gesetzen, die daraus entstanden ist, haben uns krank gemacht. Und das arme, unschuldige Schwein ist vom einst sinnvollen Verwerter unserer Abfälle zu einer Bestie pervertiert: Sie zerstört Regenwälder, die Pampa und ganze Kulturen unter ihnen auch die jahrhundertealte Kultur der Gauchos. Denn unsere «Schweinereien» sind einerseits die Basis der Ökonomie des Kontinentes und gleichzeitig das Verderben Südamerikas. Prof. Lewis sagte vor seinem Tod über die Vegetation des Pampaschutzgebietes «Federico Wildermuth», sie ist – von den Neophyten einmal abgesehen – das, was wir uns vorstellen, dass die Pampavegetation einst gewesen sein könnte. Ein paar Pflanzen und Tiere werden dort überleben und warten, bis wir unseren Schweinefleischverbrauch reduzieren. Ich wünsche viel Glück und weniger Schwein im angebrochenen Jahr!


    ZUR PERSON: Dr. sc. nat. Johannes Jenny ist Menschen-, Tier- und Pflanzenliebhaber und wünscht als bekennender Fleischfresser und eingefleischter Humorist für das angebrochene Jahr viel Glück und für unsere Welt etwas reduzierten Schweinefleischkonsum…
    johannes.jenny@bluewin.ch

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